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Die Kommunikationsfalle: „Ich verstehe Sie einfach nicht“- K.O. Kriterium oder Hilferuf

Ich verstehe Sie nicht! Wie oft haben Sie diesen Satz schon in Meetings oder Teambesprechungen gehört?

Obwohl andere Teilnehmer exakt den Inhalt verstanden und nachvollziehen konnten, hatten vielleicht eine oder mehrere Personen ein großes „Fragezeichen“ im Gesicht. In solchen Situation sprechen wir von dem Phänomen  der „Kommunikationsfalle“.

Woher kommen diese Kommunikationsfallen?

Die oben beschriebene Situation kann auf drei grundsätzlich unterschiedlichen Kommunikationsdefiziten beruhen:

  1. Der Gesprächspartner hat akustisch nicht verstanden, was gesagt wurde, traut sich aber nicht, dies zu sagen.
  2. Der Gesprächspartner hat inhaltlich nicht verstanden, was gesagt wurde.
  3. Der Gesprächspartner hat ein komplett anderes Kommunikationsmuster.

Schauen wir uns diese drei Punkte genauer an:

1. Der Gesprächspartner hat akustisch nicht verstanden, was gesagt wurde

Wird dies als Begründung angegeben, ist es recht einfach: Wir holen unseren Gesprächspartner einfach wieder ins Boot, indem wir ihm das Gesagte noch einmal wiederholen oder das Wichtigste für ihn zusammenfassen.

2. Der Gesprächspartner hat inhaltlich nicht verstanden, was gesagt wurde

Hier müssen wir uns nur an die Basics erinnern, die in jedem Managementkurs gelehrt werden:

  • Genügend Hintergrundinformationen geben, damit alle Teilnehmer abgeholt werden
  • Eindeutige und präzise Aussagen formulieren
  • Vermeidung von sachbezogenen Fremdwörtern – z.B. Benutzen Sie nicht spezifisches Marketingvokabular in Vertriebsmeeting, sondern umschreiben Sie die Begrifflichkeit. Wer weiß schon was eine Delphi Studie ist? Erklären Sie besser, dass es sich um eine mehrstufige Expertenbefragung handelt und die Resultate der vorherigen Runde an die Befragten zurückgespiegelt werden.
  • Wichtige Präsentationen oder Gespräche erst mit einem Externen durchsprechen und dadurch die eigentliche Gesprächs- oder Präsentationssituation simulieren. Sie bekommen direktes Feedback und können dieses Feedback in der Vorbereitung für das eigentliche Gespräch / Präsentation nutzen.

Aber trotz Einhaltung dieser bekannten Spielregeln, kann es trotzdem zu Missverständnissen kommen! Warum?

Haben Sie je etwas über Metaprogramme gehört?

Metaprogramme sind Wahrnehmungsfilter und beschreiben, wie ein Mensch Informationen aufnimmt, verarbeitet, aber natürlich auch selbst anwendet.  

3. Der Gesprächspartner hat ein komplett anderes Sprachmuster

Indikator für die Kommunikationsfalle ist oftmals, dass der Gesprächspartner Ihren Vorschlag oder auch Ihr Statement ablehnt, den gleichen Inhalt aber mit seinen eigenen Worten als Vorschlag einbringt. Dann könnte es sein, dass sie über ein anderes Metaprogramm verfügen.

Wichtig zu wissen ist, dass die meisten Menschen sich ihrer Metaprogramme nicht bewusst sind, obwohl sie entscheidende Filter unserer Wahrnehmung sind. Die eigenen Metaprogramme zu entdecken, führt zu einer beeindruckenden Form der Selbsterkenntnis. Sie werden erkennen, dass Sie nicht nur sich selbst besser kennenlernen, sondern werden auch schneller eine Brücke zum anderen aufbauen, die zu mehr Verständnis und Verstehen führt.

Insgesamt gibt es über sechzig verschiedene Metaprogramme, wovon wir hier nur einen kleinen Auszug geben möchten. Es werden dabei hauptsächliche polare Richtungen aufgezeigt, die nur selten kontextübergreifend bei Menschen zu finden sind. In bestimmten Kontexten lassen sich allerdings auch eindeutige Muster erkennen. Wir Menschen haben also Präferenzen, diese können aber je nach Situation (z.B. beruflich/ privat) ganz unterschiedlich sein. Hier einige Beispiele:

a. Metaprogramm Richtung: Hin zu/Weg von

Hin-zu orientierte Menschen sind vorwiegend auf Zielerreichung konzentriert, während Weg-von orientierte Menschen Probleme vermeiden möchten.

Beispiel: Neuproduktentwicklung

  • Hin – zu: möchte etwas Neues schaffen, um neue Märkte zu bedienen
  • Weg-von: möchte zunächst Lösungen für bestehende Probleme erarbeiten

Je nach Situation kann es hierbei zum Interessenkonflikt kommen. Es sei denn, dass sie in der Lage sind, ein Produkt zu entwickeln, das wirklich etwas Neues ist und gleichzeitig dazu beiträgt, bestehende Produktprobleme zu lösen.

b. Metaprogramm Informationsgröße: Überblick vs. Detail

Es gibt Menschen, denen es vor allem wichtig ist, einen Überblick zu bekommen. Details und einzelne kleine Prozessschritte erscheinen unwichtig. Bsp.: Präsentationen werden auf Helikopterebene gehalten; Folien werden übersprungen oder nur kurz gezeigt.

Im Gegenzug dazu gibt es Menschen, denen das Detail wichtig für Entscheidungen ist. Auch in Gesprächen wollen sie Dinge oft ganz genau wissen, weil sie erst dann wirklich verstehen können, wenn sie alle Details kennen. Detailorientierte Menschen erzählen auch vermehrt Details, sie investieren sehr viel Zeit, jede Folie in einer Präsentation detailliert zu erklären.

Detailmenschen verliert der Präsentator beim Überfliegen der Folien – Überblicksmenschen hingegen, wenn zuviel Detailinformationen gegeben werden.

c. Metaprogramm Informationsquelle: Internal vs. External

Internale Personen finden ihre Motivation in sich selbst, aber trotzdem ist Lob von außen wichtig. Sie sind überzeugt von dem was sie tun und was sie leisten. Kritiker dieser Leistung sind nach Meinung der internalen Personen nicht genügend im Thema, d.h. nicht in der Lage ihre Leistungen zu bewerten. Beim Sprechen verwenden sie oft die Formulierung „ich weiß…“ und widersetzen sich, wenn jemand sich in ihre Entscheidungen einmischt.

Externale Menschen brauchen zur Motivation die Meinung und das Lob von außen. Eigene Leistungen können schlecht beurteilt werden. Externale Personen lassen gerne andere Personen für sich entscheiden. Beim Sprechen wird die Reaktion des Gegenübers genau beobachtet, um daraus abzuleiten, wie das Gesagte ankommt.

FAZIT:

Kommunikationsfallen können umgangen werden, wenn wir die Metaprogramme von uns selbst, aber auch von unseren Gesprächspartnern kennen. Eine Form der Kunst in der Kommunikation ist es daher, unterschiedlichste Metaprogramme zu berücksichtigen und zu würdigen, dass der andere einfach nur andere Muster in seinem Denken hat.

Eine weitere Kunst ist es, situationsabhängig seine eigenen Metaprogramme anzupassen, ohne sich dabei zu verbiegen. Also wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie das nächste Mal merken, dass Ihr Gesprächspartner mehr Details benötigt, diese auch liefern bzw. die Dinge auf den Punkt bringen, wenn Ihr Gesprächspartner ungeduldig wird, weil Sie sich im Detail verrennen? Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erkunden!

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